Alternative Aufgussmethode

Fundulosoma, Nothobranchius, Pronothobranchius
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bullipirat

Alternative Aufgussmethode

Beitrag von bullipirat »

Fast jeder von uns kennt das Problem - man hat ein Paar seltene Killis erworben, setzt diese hoffnungsvoll zur Zucht an, legt den Torf einige Wochen trocken, eines oder beide der Elterntiere sind inzwischen verstorben, voller Erwartung gießt man den Ansatz auf - und es passiert - NICHTS! Und das, obwohl man beim Trocknen des Torfs sehr wohl Laichkörner entdeckt hatte. Aber es gibt Hoffnung...

Ich benutze sehr erfolgreich das nachfolgend beschriebene Verfahren, das gut geeignet ist, auch einige wenige Eier erfolgreich zum Schlüpfen zu bringen. Der Ansatz der Elterntiere erfolgt über grobem Granulat für Nanobecken (früher habe ich Torfgranulat verwendet, aber das neue Granulat hat den Vorteil, dass es direkt untergeht und auch das Wasser nicht zu sehr ansäuert). Nach dem Ansatz wird das Wasser mit dem Granulat über ein Küchensieb, dessen Maschen weit genug sind, dass die Eier hindurchfallen während das Granulat zurückgehalten wird, in einen Eimer gegossen. Das Wasser wird in einen zweiten Eimer gegossen und die Eier mit dem Bodensatz in eine flache Schale (ca. 2 Liter Inhalt) gegeben. Jetzt kann man das Granulat in den mit Wasser gefüllten Eimer geben und den Vorgang wiederholen. Am Ende hat man in der Schale mit Glück eine beträchtliche Anzahl Eier in unterschiedlichen Entwicklungszuständen.

Ja, und von denen sind nun oft einige bereits voll entwickelt, wie man an den goldumrandeten Augen erkennen kann. Sind es zu wenige, kann man ruhig noch abwarten. Wichtig ist, dass immer genug Wasser in der Schale ist, und wenn Wasser hinzugegeben werden muss, immer nur kleine Mengen und mit den gleichen Werten. Gießt man zu viel Frischwasser hinzu, schlüpfen zwar einige Jungfische, diese können aber meist ihre Schwimmblase nicht füllen und sterben nach kurzer Zeit. Das Problem besteht also darin, einerseits die voll entwickelten Eier zum Schlüpfen zu bringen und andererseits die Zahl der Bauchrutscher zu minimieren. Wichtig ist auch, die noch nicht fertig entwickelten Eier nicht zu beeinträchtigen. Natürlich kann man die auf diese Weise gewonnenen Eier auch jederzeit wie gewohnt in feuchtem Torf lagern.

Die gewünschte Anzahl der fertig entwickelten Eier wird nun mit einem Schlauch in einen handelsüblichen 4 cl Plastik-Schnapsbecher übertragen. Das überschüssige Wasser wird abgegossen und der Rest mit einem Kleenex abgetupft, bis die Eier trocken liegen. Jetzt kommt eine winzige Prise Jungfischaufzuchtfutter dazu, darüber eine ca. 1 cm hohe Schicht aus vorgetrocknetem Torf, gerade noch so feucht, dass er nicht aufschwimmt. Das ganze wird z.B. auf einer Aquarienbeleuchtung wenige Minuten erwärmt, wobei der Boden des Bechers ca. 35-40°C erreichen darf.

Nun gebe ich einige Krümel Eis aus der Gefriertruhe auf den Torf und fülle den Becher aus einem Pflanzensprüher mit gut durchgeschütteltem Osmose- oder Regenwasser. Die Temperatur liegt idealerweise dann zwischen 12 und 18°C. Dann heißt es warten, und oft dauert es nur wenige Minuten, bis die ersten Fische zum Vorschein kommen. Nach wenigen Stunden schwimmen fast alle frei. Ist ein wenig Javamoos im Becher, kann man die Fische durchaus ein bis zwei Tage im Becher lassen und in dieser Zeit sparsam mit Artemia füttern. Im Anhang ein Foto wie das Ganze aussieht, hier Nothobranchius eggersi.

Nun kann der Becher in einer Kunststoffdose, die mit Wasser aus der zum Aufguss verwendeten Quelle gefüllt ist, versenkt werden. Die meisten Jungfische schwimmen selbstständig aus dem Becher, in hartnäckigen Fällen hilft es, die im Becher verbliebenen mit einem Schlauch herauszutreiben.
Anschließend wird der Becher herausgenommen, und die Jungfische schwimmen in einer weitgehend sterilen Umgebung, was eine große Erleichterung beim Beobachten, Füttern und Wasserwechseln ist.
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Oldman50

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Re: Alternative Aufgussmethode

Beitrag von Oldman50 »

Hallo bullipirat,
hört sich nicht schlecht an. Welches Nano Becken Granulat meinst
Du? Verstehe ich richtig das Du dies trocken legst um die
Diapause zu gewährleisten?
bullipirat

Re: Alternative Aufgussmethode

Beitrag von bullipirat »

Hallo Oldman50,
das Granulat kommt nur als Ablaichmedium zum Einsatz. Es ist vollkommen egal was Du nimmst, solange es von den Fischen angenommen wird. Haupsache das Zeug ist leicht, nicht scharfkantig und kann durch die Größe leicht von den Eiern getrennt werden, ich benutze zur Zeit Fluval Stratum. Trockenlegen muss man das Substrat bei dieser Methode überhaupt nicht, ich lege das Substrat nach mehrmaligem Sieben nur noch trocken, um dann später noch einen Aufguss mit den beim Sieben zurückgebliebenen Eiern machen zu können.

Bei meiner Methode werden vorrangig die Eier zum Schlüpfen gebracht, die sich IM WASSER entwickeln, und das sind erstaulicherweise nicht wenige. Nach meiner Erfahrung sind ca. 10% oft schon nach drei Wochen fertig entwickelt. Die würden jedoch im Wasser nicht schlüpfen bzw. wenn doch, wäre der Bauchrutscheranteil sehr hoch. Bei der Lagerung im Wasser kann man den Entwicklungszustand gut verfolgen. Die Eier, die sich im Wasser nicht mittelfristig entwickeln, deponiere ich wie gewohnt in Torf. Die anderen brauchen zum Schlüpfen nur noch eine "Trockenzeit" von wenigen Minuten...
Hubert
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Re: Alternative Aufgussmethode

Beitrag von Hubert »

Hallo,
ich versteh hier etwas nicht. Die Fische, die sich im Wasser entwickeln, sind doch normalerweise nach 10 bis 14 Tagen fertig entwickelt, und wenn es um die geht, was ist daran komisch, wenn es nach drei Wochen "schon" Junge gibt.
Also die Frage, um welche Fische geht es hier eigentlich?

Gruß Hubert
Hubert
DKG 353
AG Eurasier und Nordamerikaner
bullipirat

Re: Alternative Aufgussmethode

Beitrag von bullipirat »

Hallo Hubert,

die Methode geht für alle Arten von annuellen Bodenlaichern, die ich gehalten habe, N.guentheri, N.rachovii, N.eggersi, N.korthausae, N.kafuensis. Keine dieser Arten ist bei mir erfolgreich im Wasser geschlüpft, obwohl bei allen ein Teil der Eier nach dem Ansatz bereits entwickelt war. Es hat aber in jedem Fall mehr als zwei Wochen gedauert. Aber auch zufällig im Torf entdeckte Eier von Südamerikanern können auf diese Weise zum Schlupf gebracht werden.

Grüße
bullipirat
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