Winterharte Aphanius, Arten, Erhältlichkeit und Pflege

Aphanius, Valencia
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Austrolebias
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Winterharte Aphanius, Arten, Erhältlichkeit und Pflege

Beitrag von Austrolebias »

Moin,
Bin auf dem Gebiet der Eurasier noch blutiger Anfänger und bräuchte etwas Hilfe dabei die richtige Aphaniusart für mein Setup zu finden :wink: .
Setup: 90 l Maurerbütt, eingegraben bis zum Rand,friert praktisch nie bis zum Boden durch (die letzten 5 Jahre jedenfalls nicht),halbtags besonnt, weiches Leitungswasser (welches ich dann entsprechend aufhärten würde :wink: ) und notfalls ein Winterquartier mit einer Durchschnittlichen Temperatur von 10-12 grad.
Habe mich schon etwas umgeguckt und bin erstmal an 2 Arten sehr interessiert, steige da allerdings durch einige Aussagen im Internet nicht richtig durch:
1. Aphanius dispar, mein absoluter Favorit :mrgreen: (wo Ich allerdings sehr wiedersprüchliche Angaben bezüglich der Wintertemperaturen gefunden habe . Die gingen von 0-15 Grad je nach Fundort, welche Fundorte wären denn da die Kälteverträglichen und werden diese aktuell noch im Hobby gepflegt?).
2. Aphanius vladykovi (der müsste laut meinen gefundenen Infos am besten geeignet sein? Ist aber laut einem Bericht nach Aquarienhälterung sehr hinfällig?)
Wäre eine der Arten für die dauerhafte Überwinterung im Freien geeignet (würde das ganze im Winter mit Noppenfolie und Styropor abdecken)?
Hätte wie beschrieben Notfalls auch die Möglichkeit der Überwinterung Indoor, würde aber die Outdoor bevorzugen (würde aber Jungfische über den Winter drinne aufziehen, als Vorsichtsmaßnahme), ansonsten müssten meine Megalebias halt etwas Platz machen :lol: , wären aber natürlich in getrennten Becken :mrgreen: .
Die nächsten Fragen wären noch bezüglich dem aufhärten des Wassers:
Was nehme ich da am besten? (Irgendwas spezielles empfehlenswert? Oder reicht eine Kombi aus einem Malawi/Tanganjikasee Mineralsalz + NaCl?)
Habe einen Bericht gefunden laut dem man mit Kalksandstein etwa 30-40% der Kübelfläche zu einer Flachwasserzone aufschütten sollte, reichen die da abgegebenen Härtebildner zum aufhärten des Wassers?

Im Herbst Wehen in die Kübel ja auch durchaus Blätter rein,sollte ich um da einem PH Sturz vorzubeugen während den Wintermonaten irgendetwas verstärkt als Puffer zugeben?
Habe mal was von Natron gehört?
Hoffe auf Antworten (ist die letzten 1-2 Jahre ja ,,recht ruhig“ hier :wink: ) und eventuell Kontakte zu Leuten die von den genannten Arten Tiere oder Eier abzugeben hätten (auf Aquabid alles zusammensammeln ist recht mühselig :roll: ).
LG Robin
Dieter Ott

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Re: Winterharte Aphanius, Arten, Erhältlichkeit und Pflege

Beitrag von Dieter Ott »

Hallo Robin,
mit Aphanius hast Du Dir interessante Pfleglinge ausgesucht. Jetzt bin ich keineswegs der Spezialist, der Dir hier im Einzelnen ausreichende Hinweise geben kann. Aber mir geht es um grundlegende Dinge.

Die Eurasier eignen sich für die Haltung im Freien. Die erfolgreiche Überwinterung ist jedoch ein eigenes Thema. Nur weil Dein Mörteilbottich in den letzten fünf Jahren nicht durchgefroren ist, kannst Du nicht darauf schließen, dass dies in Zukunft klappen wird. Leidtragende wären die Fische. Woran hast Du das Nichtdurchfrieren gemerkt? Bei mir ist bei Frost immer so ein Schleier im Wasser, der mich nicht recht einschätzen lässt, wie weit die Wasser/Eisgrenze reicht. Zudem hatten wir in letzter Zeit eher milde Winter. Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, dass das Thermometer mal einige Zeit unter -20 °C gesunken wäre. Und dann ist das Wasser im Mörtelkübel weit gefroren.

Für das Aufhärten reicht synthetisches Meersalz aus. Das ist wahrscheinlich preiswerter als das von Dir genannte Malawi-Mineralsalz. Die Menge richtet sich nach der Härte Deines Ausgangswassers. Vielfach wird noch etwas Bittersalz sowie Natriumhydrogencarbonat (veraltet als Natriumbicarbonat bezeichnet) zugegeben. Letzteres ist als Kaiser's Natron (Natriumhydrogencarbonat) im Handel,3g/100l erhöhen die KH um 1°. Bittersalz (Magnesiumsulfat),2g/100l erhöhen die GH um 1,2°. Allerdings habe ich in der Literatur keine genauen Angaben gefunden. Die Werte schwanken im Jahresverlauf. Die aus den türkischen Seen überlieferten Werte (z. B. Aksiray & Villwock: Wasserwerte Azi (Tuz) Gölü) sind mit Vorsicht zu behandeln. Die meisten der aus diesen Gebieten stammenden Arten wurden in den am See gelegenen Quellen gefunden, für die die Wasserwerte nicht überliefert sind. So grob gefasst dürfte ein Leitwert von 700 bis 1200 µS/cm hilfreich sein. Am besten erkundigst Du Dich beim Pfleger der von Dir zu übernommehmenden Fische, was er verwendet.

Gegen den Blattfall in den Behälter hilft ein Vogelschutznetz. Ich verwende Teile davon auch im Behälter als Pflanzenersatz. Diese "Teilchen" nehme ich auch für meine Aphyosemion. In den dunklen Becken wachsen Pflanzen nicht, so dass damit Deckung geschaffen wird.

Einen pH-Sturz habe ich bei meinen Fischen bisher nicht erlebt. Das heißt natürlich nicht, dass er nicht vorkommen kann. Vielleicht äußert sich noch jemand, der mehr Erfahrung in der Freilandhaltung hat als ich. Ich halte eine regelmäßig Kontrolle der Behälter für sinnvoll. Kalksandstein als Puffer könnte wirken, aber dazu wird Kohlensäure für die Lösung der chemischen Verbindung benötigt. Es kann also dauern...

Viel Erfolg
Dieter
Austrolebias
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Re: Winterharte Aphanius, Arten, Erhältlichkeit und Pflege

Beitrag von Austrolebias »

Moin,
Vielen Dank für die vielen Infos Dieter :wink:, hast mir auf jeden Fall sehr weitergeholfen.
Das der Kübel nicht durchgefroren war habe ich dadurch bemerkt das ich regelmäßig das Eis aus Interesse aufgekloppt habe :lol: und immer min. 20-30cm Wasser drunter waren (gesamttiefe liegt bei 60cm). Das Argument mit den milden Winter stimmt allerdings (wobei ich ja immer noch drauf hoffe das wir dank Erderwärmung hier auch im Winter in den nächsten Jahren nur selten starke Minustemperaturen bekommen, zu irgendwas muss die ja gut sein :lol: ).
Vogelschutznetz habe ich auch schon überlegt, jedoch hat die Hündin alles in der Richtung zum Fressen gern :twisted: (werde den Zaun aber nochmal nachbessern dieses Jahr :lol: ).
Hatte meine bisherigen Infos dazu überwiegend von der Seite des AKFS, da wird ausdrücklich vor besagten pH Wert Stürzen gewarnt (wobei vladykovi da wohl am unempfindlichsten sein soll).
LG Robin
Stefan_L

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Re: Winterharte Aphanius, Arten, Erhältlichkeit und Pflege

Beitrag von Stefan_L »

Hallo Robin,

wenn Du Fische im Kübel hast solltest Du nie das Eis aufkloppen. Die Druckwellen und der Stress können üble Auswirkungen auf die Fische haben.

Um das durchfrieren zu erschweren kann man nach Bildung einer belastbaren Eisdecke (ca. 2 cm Dicke) etwas Wasser unter dem Eis absaugen und so ein Luftpolster unter dem Eis als Isolierschicht erhalten. Dann kommt auch noch Licht zu den Pflanzen.
In meinem Teich lasse ich eine beschwerte Blechdose mit einfrieren, wenn das Eis dick genug ist reicht es eine Tasse heißes Wasser in die Dose zu giessen, die Dose kommt frei und es entsteht geräuschlos ein schönes Loch um eine kleine Tauchpumpe einzubringen und Wasser abzupumpen nach entfernen der Dose.
Viele Grüße
Stefan DKG1367
Milaan
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Re: Winterharte Aphanius, Arten, Erhältlichkeit und Pflege

Beitrag von Milaan »

Hallo Robin,

bei mir sind vor ziemlich genau 2 Jahren Aphanius Mentoidis eingezogen. Erst in ein Aqua und im April 2016 auf meinen Balkon in einen 90l Mörtelkübel.Die Kübel stehen auf Styropor und sind auch aussen rum mit Styropor verkleidet. Im ersten Sommer hatte ich schon den ersten Nachwuchs, ein paar Jungfische konnte ich abfischen und habe die in meinen 2ten Kübel gesetzt zum großziehen. Anfang November habe ich alle Fische raus gefangen aus den Kübeln und drinnen überwintert. Dachte ich zumindest.Anfang April 2017 habe ich meine Kübel fertig gemacht (also Falllaub raus, neue Pflanzen rein und Wasser aufgefüllt) damit die Fische bald wieder raus konnten und dabei festgestellt das ich wohl beim abfischen im November 2016 mind.3 Jungfische übersehen haben muss. Irgendwie haben sie den Winter aber überstanden. Im April 2017 habe ich dann auch wieder meine Indoor überwinterer rausgesetzt. Seit dem leben die ganzjährig draussen. Ich hatte beim ersten Nachtfrost diesen Winter allerhöchstens eine minimale Eisschicht auf den Kübeln gehabt. Seitdem es hier Nachts friert decke ich die Kübel abends mit einer dicken Styroporplatte ab und mach sie morgens wieder runter. Vielleicht hilft dir ja mein kleiner persönlicher Erfahrungsbericht.

lg Anja
LG Anja
Austrolebias
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Re: Winterharte Aphanius, Arten, Erhältlichkeit und Pflege

Beitrag von Austrolebias »

Moin,
@Stefan: Hätte ich dödel natürlich dazu sagen müssen :roll: : Ich hatte die letzten 5 Jahre nur Übersommerungsfische im Kübel :lol: , so weit bin ich noch nicht das ich den Fischen im Winter Weltuntergangsstimmung bereite :wink: .
Das mit der Dose und der Luftschicht zur Isolierung ist eine sehr gute Idee :D , wird garantiert Anwendung finden :wink: .
@Anja: Ja dein Erfahrungsbericht war sehr Interessant und Hilfreich(zumal der mentoides mir auch sehr zusagt :lol: ), danke dir :wink: . Finde es immer Interessant wenn man denkt eine Art wäre nicht Winterhart, und man übersieht einige Jungfische welche einem dann im Früjahr Putzmunter entgegenschwimmen :lol: . Der Vater eines Bekannten hat seit 20 Jahren Kardinalfische (Tanichthys albonubes) im Teich, welche ja angeblich auch nicht winterhart sind :roll: .
LG Robin
eurasDKG339

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Re: Winterharte Aphanius, Arten, Erhältlichkeit und Pflege

Beitrag von eurasDKG339 »

Hallo zusammen, ich hab ewig nichts mehr im Forum geschrieben. Lange Zeit war hier auch nichts (interessantes) zu lesen. Viel richtiges wurde schon gesagt. Jedoch auch einiges wo ich etwas dazu sagen möchte. Etwas Erfahrung habe ich sammeln können in den fast 20 Jahren in denen ich mich fast nur noch mit Aphanius beschäftige. Gleich als erstes Überwintern im Freiland von dispar (und allem was unter diesem Namen noch läuft) ist ein Todesurteil für diese Tiere. Dispar kommen aus subtropischen bzw. heißen Klima. Meine dispar ea stehen im Winter bei minimum 15°C meist etwas darüber, im Sommer in der prallen Sonne im Aquarium wo es oft weit über 30°C werden. Wer schon mal in den Herkunftsgebieten dieser Arten war, weis warum. A. vladykovi ist ein ganz anderer Fall, dort im Zagrosgebirge im Iran wirds hundekalt im Winter, aber Vorsicht der See in dem die Tiere leben ist tief und somit können die Tiere auch ausweichen. Ich pflege derzeit an die 30 Populationen von Aphanius und jede hat ihre Eigenheiten. Geeignet für Deine Vorraussetzungen wären die Iraner (vladykovi, farsicus, arakensis, sophiae...) auch die Anatolier (anatoliae, meandricus, iconi, meriodinalis, fontinalis...) die kalten aus der mento-Gruppe aber auch Europäer (baeticus, iberus) jedoch ist bei solchen Kübeln immer darauf zu achten, dass der Mulm vorm Winter ordentlich abgesaugt wird um Faulgasentwicklung zu vermeiden. Besser ist die Überwinterung indoor. Nimm doch einfach den Kübel in die Garage wo es frostfrei bleibt. Nachteil ist natürlich, dass Du die Tiere nicht siehst und auch nicht feststellen kannst wenn es Probleme gibt. Für mich gibt es nichts schöneres als im Herbst abzufischen zu zählen und die Fische im Winterquartier zu beobachten. Und natürlich im Frühjahr alles im Freiland wieder zu besetzen. Einige Tiere bleiben bei mir draußen, aber immer ein Teil davon ins Winterquartier...wegen der Sicherheit.
Nette Grüße André
DKG 339 Andre´ Kahnt
AG Eurasische und Nordamerikanische Killis
Austrolebias
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Re: Winterharte Aphanius, Arten, Erhältlichkeit und Pflege

Beitrag von Austrolebias »

Moin,
Vielen Dank dir für die vielen Infos André :wink: .
Sind einige Arten bei die ich bis jetzt noch nicht ins Auge gefasst habe, aber sehr Interessant sind :mrgreen: .
Das mit den dispar hatte mich bei dem Fundort und Klimatabelle dazu auch sehr gewundert (vielleicht hat sich der AKFS Mensch da auch versehen :lol: ).
LG Robin
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