Nordindien Biotopbecken mit Panchax?

Epiplatys, Aplocheilus, Pachypanchax
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Strobo

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Nordindien Biotopbecken mit Panchax?

Beitrag von Strobo »

Hallo,

ich würde mir gerne ein Biotopbecken Assam/Bengalen (Nordindien) einrichten.
Das Becken soll auf jeden fall unbeheizt sein. Das heißt die Temperaturen werden zwischen 18° und 28°C im Jahr schwanken (über den Tag nur wenig).
Auch in den Herkunftsregionen der Fische kühlt das Wasser in den Wintermonaten deutlich ab, da die Temperaturen nachts oft unter 10°C sind.

Es soll auf jeden Fall eine Blaubarsch Art einziehen und ein Pärchen Honiggurami, die sich sicher prima aus dem Weg gehen werden.
Ggf. noch Schwarmfische aus der Gegend, aber das ist auch nicht notwendig (Danio Rerio, Oryzias Dancena...).
In der Region kommt ja auch der Panchax vor. Ich wollte daher fragen, ob die Kombination Panchax/Honiggurami funktionieren kann
und ob es in der DKG Tiere mit nordindischer Herkunft gepflegt werden, die die niedrigen Temperaturen im Winter auch vertragen?
Eine Fundortvariante aus Thailand erscheint mir da sehr ungeeignet.
Zudem frage ich mich, ob der Panchax sich vielleicht mal an einem Danio oder Dario Dario (2cm) vergreifen würde?

Ich freue mich über Beiträge, Erfahrungen und Rückfragen!

Grüße

Strobo
Charlie
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Re: Nordindien Biotopbecken mit Panchax?

Beitrag von Charlie »

Hallo, Strobo,
Kommt alles drauf an, wie groß das Becken ist. Honigguramis können bei der Verteidigung ihrer Brut ziemlich giftig sein. Das trifft dann vor allem die eher oberflächenorientierten panchax.
Schnelle, lebhafte, gefräßige Fische wie Danios würde ich nicht mit Badis vergesellschaften. Badis brauchen Lebendfutter und sind bedächtige Fresser, kommen also nicht gut ans Futter.
Kleinere Dario, also vor allem Dario dario würde ich nicht mit panchax vergesellschaften. Dario sind eh nix fürs Gesellschaftsbecken. Sie brauchen auch Lebendfutter und wegen ihrer Größe sehr kleines. Das frisst ihnen der Rest der Beckenbesetzung weg.
Gruß
Charlie
DKG431

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Re: Nordindien Biotopbecken mit Panchax?

Beitrag von DKG431 »

Hallo Strobo (?),
erstmal möchte ich Dich etwas korrigieren. Assam ist nicht Nordindien, sondern liegt im Osten Indiens. Das ist sowohl kulturell als auch bzgl. der Flora und Fauna eine komplett andere Ecke.
Alocheilus panchax habe ich in den letzten Jahrzehnten immer wieder aus Asien mitgebracht. Der Fisch hat ein spektakuläres Verbreitungsgebiet von Südindien (ab etwa Madras) bis nach Vietnam und runter bis Bali. Wobei sich die Fische aus Indien optisch wenig von den Tieren aus z. B. Kambodscha unterscheiden. Allerdings und das ist für mich jetzt der springende Punkt, sind die Fische primär Küstenbewohner (die habe ich manchmal sogar im Brackwasser gesehen) oder in Ausnahmefällen Bewohner der binnenländischen Tiefebene (z. B. in Sulawesi). Die kommen m. E. nicht in Hochebnen vor. Das sind Fische die durchgehend hohe Temperaturen vertragen und auch brauchen. M. E. kann man keinen panchax bei 18°C halten. Das gleiche trifft auf Oryzias dancena zu. Die kommen in vollkommen schattenlosen Gewässern in Küstennähe in teilweise brühwarmen Wasser vor. Es gibt andere Oryzias, die tatsächlich aus Regionen mit deutlichen Temperaturschwankungen im Jahresverlauf kommen. Das sind Fische aus z. B. Japan, China und Vietnam.
Woher hast Du die Information, dass das Wasser in den Herkunftsländern der panchax auf unter 10°C im Winter abkühlt?
Abschließend vielleicht noch der Hinweis zu den Regionen Assam und Bengalen. Assam liegt hoch und ist tatsächlich starken Temperaturschwankungen unterworfen. Bengalen (in Indien liegt Westbengalen) unterteilt sich in Regionen, die im Hochland und welche die wiederum auf Küstenniveau liegen. Kalkutta z. B. liegt in Westbengalen. Da ist es verdammt heiß und es wird auch in der Regenzeit nicht kühl. Hier gibt es tatsächlich auch panchax. Den habe ich selbst vor Jahren da mal gefangen. Wassertemperatur vor Ort im Biotop gemessen: 30°C.
Wenn Du das vorhast, was Du beschrieben hast würde sowohl auf die Hechtlinge als auch auf die dancena verzichten. Da wirst Du längerfristig keinen Spaß haben.
Viele Grüße
Michael DKG431
Charlie
Beiträge: 4
Registriert: 15 Sep 2022 17:18

Re: Nordindien Biotopbecken mit Panchax?

Beitrag von Charlie »

Hallo!
ich kann das, was DKG431 schreibt, bestätigen. Auch ich kenne Aplocheilus panchax, Oryzias dancena, Badis badis und Trichogaster lalius aus Kalkutta. Dort leben die in pi...warmen Tümpeln und Gräben. Und Kalkutta ist ein Backofen. Auch im Winter. Ich habe zur Zeit einen panchax-Stamm mit der Herkunftsbezeichnung "Manipur". Von Glaser importiert. Auch die sind nicht glücklich, wenn die Temperatur unter 20 Grad fällt
Strobo

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Re: Nordindien Biotopbecken mit Panchax?

Beitrag von Strobo »

Hallo und Vielen Dank für die in so kurzer Zeit sehr zahlreichen Rückmeldungen!
Ich gehe mal chronologisch auf eure Kommentare ein:

Die Bedenken zur Kombination Dario und Panchax hatte ich auch. Beide zusammen würde ich nicht machen.
Bei den Danios und den Badis war meine Hoffnung, dass die Danios sich an der Oberfläche orientieren und ich durch das Anbieten von zwei verschiedenen
Futtersorten (sinkendes Lebendfutter und Flockenfutter für die Danios) dafür sorge, dass alle genug bekommen. Ich habe aber keine Erfahrung mit Schwarmfischen. Gut möglich, dass die so gefrässig sind, dass sie alles schnell wegputzen.

Ja, das stimmt Nordindien ist etwas unpräzise, Nordostindien würde es vielleicht besser treffen?

Ich habe, mich in letzter Zeit viel mit aquaristisch interessanten subtropischen Regionen beschäftigt, da ich Gegenden finden wollte, in denen die jahreszeitlichen Bedingungen ganz grob so schwanken wie in unseren Wohnzimmern. Da bin ich auf Nordostindien gestoßen und habe zum einen mehrere Infos von Frank Schäfer gelesen (der ja auch bei Aquarium Glaser arbeitet) und dafür plädiert die Tiere kühler zu halten.
Unter anderem wurde auch ein Panchax aus Manipur (vielleicht der von dir angesprochene?) erwähnt.
https://www.aqualog.de/blog/ein-neuer-p ... s-manipur/
Die Herkunftsregionen der Arten habe ich dann mit diversen Klimadaten aus den Regionen verglichen. Die 10° bezogen sich auf die Lufttemperatur (nachts). Die Wassertemperatur wird also deutlich höher liegen. Bei schönem Wetter steigen die Temperaturen tagsüber natürlich wieder deutlich, sodass im Mittel die Wassertemp. im Winter iwo bei 18-21° liegen dürften, was auch Frank Schäer an diversen Stellen schreibt.
Das war so meine Überlegung. Da die Temperaturen in der Region sowohl übers Jahr als auch über den Tag stark schwanken, bin ich der Meinung, dass die dort vorkommenden Arten diesbezüglich recht anpassungsfähig sein müssen.

Es ist natürlich klar, dass die Tiere bei eher kühleren Temperaturen im Winter weniger aktiv sind und nicht in ihren Prachtfarben wie zur Paarungszeit herumschwimmen. Das heißt aber nicht, dass sie die Temperaturen nicht gut vertragen. Vielleicht tut es ihnen sogar auch mal gut nicht das ganze Jahr gleich warm gehalten zu werden. Diverse Channa aus der Gegend, die allerdings dann nur in höheren Lagen vorkommen, brauchen ja sogar bei der Haltung die deutliche Absenkung der Temperaturen im Winter. Bei Betta Smaragdina (bei dem die Temperaturen im Winter sehr viel weniger nach unten gehen nachts als bei Regionen (auch Tiefland) in Nordostindien) habe ich persönlich auch gute Erfahrung mit der Haltung gemacht. Mit Simps. Boitonei auch. Es wirkt sich m.E. auch sehr positiv auf die Lebensdauer aus.
Es kann aber natürlich sein, dass die Tiere, die in der Tiefebene in Kleinstgewässern vorkommen, bei kühlen Nächten (auch in Kalkutta sinken die Temperaturen nachts mal auf deutlich unter 20°C) einen deutlichen Anstieg der Wassertemperaturen brauchen, um sich wohlzufühlen. Dann sind sie für das Setup nicht geeignet. In Kalkutta wird es auch im Winter deutlich wärmer als weiter nördlich, wo einige von mir genannte Arten ebenfalls vorkommen.
Arten, die ausschließlich in dieser Klimaregion (Kalkutta, Südbangladesh, Thailand usw.) halte ich für das Konzept auch für ungeeignet.

Ich habe zu einigen Arten (darunter Panchax) keine zufriedenstellenden detaillierten Herkunftsregionen gefunden. Jedoch scheint mir der Badis Badis so weit verbreitet, dass er eine sehr hohe Temperaturtoleranz aufweisen muss. Für den Panchax und Oryzias Dancena habt ihr m.E. aber gut dargelegt, warum es eher keine gute Idee ist, das auszuprobieren.
Viele Grüße und Dank
Strobo
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